Geschichte

Bild 1 Schlacht um SchönefeldSchönefeld  beging 1995 seinen 725. Jahrestag. Der Ort wird mit dem Namen „Schoenuelt“ erstmals im Jahr 1270  urkundlich erwähnt. Historisch bedeutsam sind die im 13. Jahrhundert  gebaute Dorfkirche, das Rittergut und das 1604 erbaute Schloss als Herrensitz am Westrand des Ortes. Das beschauliche Dorf hatte in den Jahrhunderten eine Vielzahl von Besitzern. Hedwig Schneider war bis zu ihrem Tode im Jahr 1900 Alleinbesitzerin. Sie wurde in der Pyramide hinter der Gedächtniskirche beigesetzt. Im Laufe der Zeit wurde der Ort zwei Mal völlig zerstört. Sowohl der Dreißigjährige Krieg  als auch  die Völkerschlacht 1813  verursachten tiefe Wunden und nur wenige Häuser überstanden die Kämpfe.  Viele Menschen verloren dadurch ihr Leben (vgl. Bild 1).

So sollen bei der Völkerschlacht im Kampf um Schönefeld mehr als 8000 Soldaten gefallen sein. Interessante Funde, die bei den Bauarbeiten im Bereich des jetzigen Sportstudios zu tage kamen, weisen auf die bewegte Geschichte  hin (vgl. Bild 2). BIld 2 f. Fundstücke restauriertDurch den Fleiß seiner  Bürger wurde Schönefeld stets neu aufgebaut und gehörte zu den liebenswerten stadtnahen Leipziger Dörfern, die sich bei den „Städtern“ großer Beliebtheit erfreuten. Viele bekannte Persönlichkeiten  wohnten  hier oder hatten in Schönefeld ihren Sommersitz.  Straßen tragen noch heute  berühmte Namen (z.B. Clara Wieck, Adolf Menzel, Paul Heyse u.a.) und sind Ausdruck der traditionsreichen Vergangenheit. Die  ehrwürdige Turnhalle in der Leostraße 4, in der sich lange Jahre  Schönefelder Bürger zu vielen Veranstaltungen und zum  Sport trafen, ist sehr eng mit den Traditionen des Ortes verbunden. Die Außenfassade der Halle mit den 5 großen Rundbogenfenstern und markanten Gesimsen ist schon bemerkenswert und besitzt  den Status eines Baudenkmals. Gleich nebenan steht die als Naturdenkmal eingestufte „Menzellinde“. Betritt der Besucher die Sporthalle, so ist er von der räumlichen Größe, der Gestaltung der Holzdecke  mit der aufwendigen Balkenkonstruktion und den schönen Kapitellen  beeindruckt. Bild 3 - Ansicht Schönefeld KircheDas besondere Flair  der Halle wird durch einen Blick in den  großen Studiogarten  nachhaltig verstärkt. Wichtige Details aus Geschichte und Gegenwart bewahren die jetzigen  Studiobetreiber und geben diese gern weiter. Als  unter dem Einfluss der Industrialisierung sich  in der Mitte des 19. Jahrhundert  die Turnbewegung rasant entfaltete und viele Turnvereine gegründet wurden, schlug auch im Jahr 1857 die Geburtsstunde des „Allgemeinen Turnvereins Schönefeld“ (ATVS), der in der Theklaer-Straße seine Heimstatt hatte. Unstimmigkeiten  zwischen dem Vorstand und dem Vorturner Herrn Faust führten dazu, dass mehrere Mitglieder den Verein verließen und  1882 ihren eigenen Verein den „Turnverein Schönefeld“ (TVS) gründeten. Unterstützt wurde der Verein durch den Philosophen Prof. Moritz Lazarus, der sowohl Baugrund als auch Land für einen Turnplatz zur Verfügung stellte. Bild 4 - Weihnachten in der TUrnhalleDer „Turnverein Schönefeld“ baute in der damaligen Hirtenstraße (heutige Leostraße) seine neue Turnhalle.    Diese wurde Himmelfahrt 1898 fertiggestellt und mit Fackelzug, Empfang auswärtiger Sportvereine und großem Ball im Sächsischen Hof, festlich eröffnet. In der Blütezeit der Turnvereine entwickelte sich  der „Turnverein Schönefeld“ zu einem wichtigen gesellschaftlichen Treffpunkt für einen Großteil seiner Bürger. Veranstaltungen aller Art wie Schauturnen, Sommerfeste, Vereinsjubiläen, Kinderfeste und Feiern zu besonderen Jahrestagen wurden sowohl in der Turnhalle als auch auf dem Turnplatz durchgeführt (vgl. Bild 4). Die Vereinsriegen des „TVS“ nahmen erfolgreich an regionalen und überregionalen Sportveranstaltungen teil. In der Zeit ihres Bestehens fanden beide Schönefelde Sportvereine nicht mehr zueinander und gingen bis 1945 getrennte Wege. Zum Ende des II. Weltkrieges wurde die Turnhalle des „ATVS“ in der Theklaer-Straße zerstört. Mit Auflösung der traditionellen Vereine in der damaligen sowjetischen Besatzungszone fand die Geschichte der beiden Schönefelder Sportvereine  ein unrühmliches Ende. Die Turnhalle wurde nach 1945 hauptsächlich für den Schulsport und von den neugegründeten Sportvereinen genutzt.  Die Ausstattung war rustikal,  Toiletten gab es nur im Außenbereich, Waschen vollzog sich in uralten  Trögen  und an  Heizung war nicht zu denken. Eingeschlagene defekte  Fenster und Türen, die einfach vernagelt wurden, verschmutzte Wände und Fußböden sowie Müllentsorgung auf dem altenTurnplatz waren ein schändlichen Markenzeichen. Für Erneuerungen fehlten die finanziellen Mittel, der Zerfall der historischen Halle war so vorprogrammiert. 1989 wurde  hier letztmalig geturnt und die einst so stattliche Halle komplett gesperrt. Die hohen Sanierungskosten konnten nicht aufgebracht werden und es schien, als ob es für die alte ehrwürdige „Sporthalle“ keine Perspektive mehr gibt.  Der Privatinitiative einer sportbegeisterten Familie aus Schönefeld  ermöglichte es, dass  die  vom Zerfall bedrohte Turnhalle zu neuem Leben erweckt wurde.  Mit hohem persönlichen Einsatz und finanziellem Risiko erfolgte die denkmalgerecht Restaurierung. Der Innenbereich wurde  so gestaltet, dass sowohl ansprechende Bedingungen für die gewerbliche Nutzung geschaffen  und gleichzeitig  die Gesamtstruktur der Halle optisch erhalten  wurden. Eine finnische Trockensauna mit  Sanitär-, Ruhe- und Umkleidebereich entstand  im Keller  des  Wohnhauses. Als Sportstudio wurde die Turnhalle Himmelfahrt 1994 neu eröffnet und feiert an diesem Tag jedes Jahr Geburtstag. Nachfolgend wurde der einstige Turnplatz  vom Unrat bereinigt und saniert.  Ein sehenswerter und zugleich romantisch begrünter Studiogartenwurde geschaffen. Wenn das Wetter mal nicht so günstig ist schützt ein gemütlicher Freisitz  die Besucher. In einer weiteren Bauphase erfolgte der Ausbau des Studiokellers, der im Jahr 2004  den Kunden mit verschiedenen Funktionsbereichen übergeben werden konnte. Die  Baumaßnahmen wurden mit der Restaurierung  des alten Eichenparketts abgeschlossen. Bild 5Damit verfügt das Sportstudio über eine wettbewerbsfähige Gesamtfläche, die von den Mitgliedern des Sportstudios mit Anerkennung zum Training und Entspannung genutzt werden.  Zahlreiche Gäste, die  das Sportstudio  besuchten, zum Beispiel der frühere Chef des bundesdeutschen Nationalen Olympischen Komitees Willi Daume, der zweifacher Olympiasieger und sechsfache Weltmeister Jens Lehmann, die Bundestrainer mit ihren Nationalmannschaften im Boxen, Ringen und Hockey oder der Leipziger Extrembergsteiger Dr. Olaf Rieck sowie der OBM Herr Jung waren vom besonderen Charme der Sportstätte beeindruckt und bescheinigten den Betreibern, dass ihnen der Spagat zwischen Tradition und Moderne gelungen ist (vgl. Bild 5). Eine gesellschaftliche Einrichtung für den Stadtbezirk Schönefeld konnte so geschaffen und erhalten werden. Dieser Zuspruch  beflügelt unsere tägliche Arbeit und ist zugleich Ansporn. Das Studioteam fühlt sich somit den Traditionen  und den Ansprüchen der heutigen Schönefelder Bürger verpflichtet und möchte auf dieser Grundlage einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit als auch zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls leisten.
Dr. Klaus Freyer

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